Der September ist eine Zeit der Jubiläen. Zuallererst ist es mein Geburtstags-Monat, also sowieso schon der beste aller Monate 🙂 So manche ganz besondere Menschen in meinem Umfeld haben auch im September Geburtstag. Aber es gibt noch mehr zu feiern im September: Im September 2005 habe ich mich mit „schreibstudio“ selbstständig gemacht. Und seit September 2013 gibt es den schreibstudioblog.
Mein Werdegang als Lehrende
Vor genau 11 Jahren habe ich mich als Trainerin & Coach für wissenschaftliches Schreiben selbstständig gemacht. Es folgten Jahre als Einzelunternehmerin mit intensiven Einzelcoachings und Lektorat für Abschlussarbeiten Studierender in unterschiedlichsten Studienfächern, in denen ich mein Handwerk von Grund auf lernte. 2007 ging meine erste Website online. 2008 besuchte ich die einjährige SchreibtrainerInnen-Ausbildung des writers`studio in Wien, um meine Tätigkeit weiter zu professionalisieren.
Seit 2011 bin ich keine Einzelkämpferin mehr, sondern intensiv mit KollegInnen vernetzt, v.a. in enger Kooperation mit dem writers`studio. Seitdem ist die Einzelbegleitung von Studierenden stark zurückgegangen, da ich immer mehr als Lehrende gefragt bin. Ich leite nun v.a. Schreibgruppen in unterschiedlichsten Kontexten. Ganz konkret habe ich mich nie um Lehraufträge beworben, sondern werde seit Jahren dazu eingeladen.
Ich unterrichte nicht nur Studierende an österreichischen Fachhochschulen, Universitäten und pädagogischen Hochschulen, sondern auch LehrerInnen und UniversitätslektorInnen. Besondere Freude macht mir seit 2011 die Ausbildung neuer SchreibtrainerInnen in der SchreibtrainerInnen-Ausbildung des writers`studio. Seit 2013 teile ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und Schreiben lehren auch im schreibstudioblog. Seit 2015 genieße ich es, nach 10 Jahren Coaching von Abschlussarbeiten nun auch StudienanfängerInnen in „meinem“ Fach, der Psychologie, wissenschaftliches Arbeiten zu vermitteln und beim Schreiben ihrer ersten Seminararbeiten zu begleiten.
Wissenschaftliches Schreiben zu lehren und laufend neue KollegInnen und MultiplikatorInnen auszubilden ist für mich nach 11 Jahren in diesem Feld spannender denn je, weil ich dabei stets weiterlernen und Neues entdecken kann, sowie inhaltlich, wie methodisch und didaktisch. Lehren heißt für mich immer auch Lernen, neue Fragen zu formulieren und dabei neue Wege zu entdecken.
Andrea Kleins Weg als Lehrende
Besonders spannend ist für die KollegInnen, die ich in der SchreibtrainerInnen-Ausbildung unterrichte, die Frage, wie der Werdegang als Lehrende konkret aussehen kann. Die wenigsten wissen schon während des Studiums, dass sie einmal wissenschaftliches Schreiben unterrichten wollen. Eine Kollegin aus Deutschland, Dr. Andrea Klein, deren Blog „Wissenschaftliches Arbeiten lehren“ ich schon vorgestellt habe, hat mir in einem ausführlichen Interview mehr über ihren Werdegang als Lehrende verraten:
„Wissenschaftliches Arbeiten unterrichte ich seit über zehn Jahren, etwa seit 2004. Begonnen habe ich damit bei Studierenden, die ein berufsbegleitendes Fernstudium absolvierten. Im Jahr 2008 habe ich dann an einer Berufsakademie die Lehre dieses Faches übernommen. Ich unterrichte Wissenschaftliches Arbeiten hauptsächlich in der BWL, aber auch bei angehenden Sozialpädagogen. Durch mein erstes Studium – Anglistik, Politikwissenschaft und Psychologie in Heidelberg – habe ich einen Hintergrund als Geistes- und Sozialwissenschaftlerin. Die BWL kam erst später durch die Promotion an der Universität Mannheim dazu.
Mein Weg war in dieser Hinsicht nicht besonders zielstrebig. Viele Personen in meinem Umfeld haben mich schon früh als Lehrerin gesehen. Aber ich wollte auf keinen Fall an die Schule und habe mich sehr bewusst eben nicht für das Lehramt eingeschrieben, sondern für das Magisterstudium. Die Schule schien mir zu eng, da hätte ich zu wenig Raum für Eigenes gehabt und vor allem nur bestehendes Wissen weitergegeben. Das Lehren an Hochschulen kam mir da schon sinnvoller für mich vor. Und so habe ich dann später aus dem Beruf heraus Gelegenheiten zum Lehren gesucht und auch Lehraufträge angeboten bekommen. Fachlich komme ich ja aus dem Bereich von Public Relations, Marketing und Unternehmenskommunikation, was ich ebenfalls lehre.“
Frau Klein hat mir noch viele weitere Fragen beantwortet, die für (zukünftige) Lehrende interessant sein könnten (mehr dazu demnächst in diesem Blog), Fragen wie:
Wie haben Sie Hochschuldidaktik gelernt? Wie sehen Sie die Herausforderung, die Studierenden zum kritischen Denken anzuleiten, dies zu thematisieren und auch zu benoten? Was sind Ihres Erachtens nach die größten Herausforderungen für Lehrende des wissenschaftlichen Schreibens? Was hat in den Jahren Ihrer Lehrpraxis nicht funktioniert? Wie gehe ich mit lernresistenten/ kognitiv schwachen Studierenden um?
Ich freue mich, mich mit diesen Fragen schreibend auseinanderzusetzen und bin gespannt, ob weitere Fragen oder vielleicht auch Anregungen von anderen Lehrenden auftauchen!
Ich wünsche allen Lehrenden einen beschwingten und neugierigen Start ins neue Semester!
Johanna Vedral
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