Beim Umzugskistenpacken fällt mir eines der Bücher in die Hand, die ich für meine Diplomprüfung lernen musste: „Problemgeschichte der Psychologie“. Besonders interessant, dass in diesem Werk ein deutlicher Bruch in der Geschichte der Psychologie zu sehen ist:
Introspektion (Innenschau) war Ende des 19. Jahrhunderts die Hauptmethode der vorwiegend im deutschen Sprachraum angesiedelten Denkpsychologie. Individuelle Introspektion und Reflektion verloren aber zur Zeit des NS-Regimes in der Psychologie an Bedeutung, die wissenschaftliche Entwicklung wurde durch die Vertreibung und Ermordung von PsychologInnen unterbrochen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die introspektive Psychologie durch die amerikanische behavioristische Mainstream-Forschung mit einer deduktiven hypothesenbildenden Methodologie abgelöst. Heute ist die Introspektion fast ganz aus der Psychologie verschwunden.
Schade, denn Schreiben als Methode der Innenschau ist eine für jeden zugängliche Methode.
„Offensichtlich zieht es introspektive Menschen besonders stark zum Schreiben hin“, stellt Lars Lorber in seinem Typentest-Blog fest: „Die meisten Schriftsteller sind (…) introspektiv – sonst könnten sie ihren Job gar nicht machen, da ein Blick nach innen notwendig ist, um sich in andere hinein zu versetzen.“
Das Konzept des Schreibdenkens von Ulrike Scheuermann oder das Mindwriting knüpfen wieder an die introspektive Tradition an 🙂
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Autorin: Johanna Vedral
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