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Vorfreude macht sich breit, die Vorfreude auf zwei Schreibvormittage. Ich bereite die innere Bühne für den kreativen Prozess vor. Dazu hole ich mein aktuelles Schreibprojekt aus der Schublade und knüpfe an der Arbeit des letzten Schreibwochenendes an: Ich suche Materialien heraus, die ich zu den Schreibtreffs mitnehmen möchte, Notizbücher, ausgedruckte Rohtexte, den Mini-Laptop mit den Emailnotizen, die ich mir selbst geschrieben habe, Cluster, Fotos, Collagen… Beim Kramen und Sichten fließen ein paar Notizen dazu.

So findet wieder eine libidinöse Annäherung an das Buch statt. Es ist wie vor einem Rendezvous. Ich spüre ein freudiges Kribbeln im Bauch, ich höre Musik und tauche ein in die Faszination, die mich dazu bewogen hat, mit diesem Buch anzufangen. „Evoking the muse“ nennt Steven Pressfield das, d.h. die Muse anrufen und sie becircen, uns doch bitteschön Gesellschaft zu leisten.

Nach jahrelangem Experimentieren mit Schreibroutinen und vielen Gesprächen mit anderen Schreibenden habe ich herausgefunden, dass es für mich beim Schreiben eines Buches am besten passt, fixe Schreibzeiten  in Form von Schreibtreffs zu vereinbaren.

Natürlich sage ich nicht Nein, wenn die Muse mich überfallsartig küssen möchte, sei es zuhause, mit dem Zug unterwegs, auf meiner Lieblingsparkbank oder an einem interessanten neuen Ort. Aber es braucht regelmäßige verbindliche Dates mit meinem Buchprojekt, damit es blühen und gedeihen kann.

Seit Herbst 2015 habe ich zwei fixe Schreibtreffs pro Woche an inspirierenden Orten. Jeden Donnerstag und jeden Freitag sind die Vormittage fürs Schreiben mit SchreibfreundInnen reserviert. Der Rest meiner Zeitplanung verteilt sich harmonisch um diese fixen Termine herum. Zwei bis fünf Personen sind wir, oft zu zweit, manchmal auch allein. Zusätzlich treffen wir uns einmal monatlich für einen ganzen Schreibtag oder zu einem anderen Special Writing Date.

Durch die fixen Verabredungen mit SchreibfreundInnen machen wir es den inneren Schweinehunden schwerer, uns vom Schreiben wegzulocken. Wir haben uns verabredet! Das motiviert, dran zu bleiben. Denn wir haben uns dafür entschieden, vom Schreiben nicht nur zu reden oder zu träumen, sondern es auch zu tun. Das erfordert neben der Lust am Schreiben Commitment, Regelmäßigkeit und Disziplin:

We show up every day. When we sit down each day and do our work , power concentrates around us. The Muse takes note of our dedication. She approves.“ (Steven Pressfield)

Autorin: Johanna Vedral
Foto: by Johanna Vedral/ eine Brücke über die Seine
1 Kommentar
  1. schreibenbefluegelt sagte:

    Hat dies auf Schreiben beflügelt ! rebloggt und kommentierte:
    Johanna Vedral beschreibt es: Sich in Muße mit der Muse verabreden und langsam auf die Verabredung zusteuern entzündet das innere Feuer, die Vorfreude auf das Schreiben. Und selbst wenn einmal an einem festen Schreibtermin kein besonders inspirierter Text entsteht: Er ist dennoch Nahrung für den Prozess, und der Autor hat etwas, womit er das nächste Mal beginnen kann. Je nach Schreibtyp neu schreiben oder überarbeiten. Oder aus dem Impuls heraus auf einen neuen Faden kommen und diesen weiterspinnen… Zwei Schreibtreffs mit sich selbst oder auch Kolleginnen: Selbst wenn man Urlaub abzieht, bleiben da über 100 Termine im Jahr! Viel besser, als sich 1000 Gründe zu überlegen, warum man heute keine Zeit für’s Schreiben hat. Eine unserer Workshopteilnehmerinnen sagte es so: „Das ist mit dem Schreiben wie mit dem Laufen: Schuhe an und los, nicht lange fackeln. Und spätestens nach fünf Minuten ist man froh, dass man auf dem Weg ist“. Viel Spaß mit dem Beitrag von Johanna! Eure SuDi

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