Freewriting ist die erste Phase im Schreibprozess, bei der die inneren Kritiker noch nichts zu sagen haben. Idealerweise kommen die inneren Kritiker erst in der Überarbeitungphase zum Zug.
Freies Schreiben ist schnelles, zeitlich begrenztes unzensuriertes Drauflosschreiben, frei nach Peter Elbows Motto „First write freely and uncritically… and then turn around an adopt a critical frame of mind and thoroughly revise what you have written.“
Wer das freie Schreiben und das Überarbeiten nicht zeitlich trennt, den Zensor also zu früh mitmischen lässt, kommt beim Schreiben schnell ins Stocken. Die guten Ideen schauen auf einmal zäh, unoriginell und stümperhaft ausgeführt aus.
Was brauche ich, um dem inneren Zensor zu entkommen und einfach mal drauflos zu schreiben, ohne das Geschriebene gleich zu bewerten?
Tempo: Rapid writing is good writing
Wenn ich richtig schnell schreibe, kann die fiese Zensorenschar nicht mitlesen und sich daher auch nicht einmischen. Außerdem kratzt die Feder lauter am Papier oder es klappert die Tastatur stakkato, lauter als diese nörgelnden lästernden Stimmen.
Zeitrahmen: Timed writing is good writing
Ich schreibe 10 oder 20 Minuten schnell drauflos, ich lege einen Denk-Sprint hin und erlaube mir in dieser kurzen Zeitspanne, jeden Gedanken zuzulassen, der mir durch den Kopf geht. Zu blöd, zu verrückt, zu banal, zu lächerlich, zu peinlich, zu unerhört, zu fad, zu abgelutscht… kann so ein Gedanke gar nicht sein. Ich schmeiße die Worte unzensuriert aufs Papier, schüttle mir entweder schwachsinnige oder geniale Gedanken aus dem Ärmel oder beides, wer weiß, lasse die Tinte so schnell wie möglich aufs Papier fließen, so schnell kann der Zensor gar nicht schauen.
Und wenn er trotzdem frech schaut, tadelnd mit der Zunge schnalzt, die Unterlippe hämisch kräuselt oder die Augen verdreht? Soll er doch so viele Faxen machen, wie er will, ich schenke ihm keine Aufmerksamkeit. Jetzt hat er mal 10 Minuten nichts zu sagen!
Hier findest du die 10 Regeln des Freewriting von Judith Wolfsberger und eine youtube-Video-Anleitung von Lukas Lienhart.
Autorin: Johanna Vedral
Aquarellzeichnung mit ein paar inneren KritikerInnen-Köpfen am Tablett: Johanna Vedral
Ach diese innere Kritiker… wie sehr ich ihn liebe und auch hasse.
Danke für deinen Beitrag! 😃
Tolle Idee – werde ich demnächst auf jeden Fall einmal anwenden!