„Collage goes university“: Mit Forscherinnengeist und großer Begeisterung untersuche ich gemeinsam mit Silke Martin die vielfältigen Facetten des Einsatzes von Collagen in der universitären Lehre. Wir experimentieren mit unterschiedlichen Formaten und TeilnehmerInnen und stellen fest, dass Studierende hungrig nach kreativen Zugängen zum Forschen und Schreiben und offen für diversitätssensible & empowernde Methoden sind. Es gibt viel mehr als vier unwiderstehliche Gründe, Collagen in Lehre & Forschung einzusetzen, aber irgendwo müssen wir ja mal anfangen, oder?

Grund 1: Konvergentes & divergentes Denken verbinden:
KreativitätsforscherInnen sind sich darüber einig, dass die Wahrscheinlichkeit für kreative Einfälle erhöht werden kann, wenn wir gewohnte Denkpfade verlassen. Die Verbindung von Collage und Schreiben ist eine ideale Möglichkeit, abwechselnd das rechtshemisphärische und das linkshemisphärische Denken zu nutzen und so neue Denkwege zu eröffnen. NeuropsychologInnen nennen dieses Hin- und Herschwingen zwischen den zwei Denkmodi shifting of state.

Grund 2: Das Default Mode Network mit Collage aktivieren: Das neuronale Netzwerk Default Mode Network (DMN) (Ruhezustandsnetzwerk) unterstützt die nach innen gerichtete Aufmerksamkeit und das Task Positive Network (TPN) hat die Verarbeitung von Außenreizen zur Aufgabe.
Wenn das Gehirn in den vermeintlichen Ruhezustand fällt, reflektiert es über sich selbst. Erinnerungen tauchen auf, Bewertungen erlebter Situationen werden neu reflektiert, Haltungen überprüft. Auch wenn wir also an nichts denken, tagträumen oder meditieren, ist das Gehirn höchst aktiv, weil es umsortiert, umkodiert, speichert, neu verbindet, um sich für die nächsten Aufgaben vorzubereiten (Raichle, 2007).
Wenn wir Collagen kreieren, aktivieren wir das DMN, wir erleben einen traumähnlichen meditativen Zustand: „Dreaming is the brain`s default network at its most playful.“ (Bulkeley, 2019). Collagen können notwendige Pausen im Denk- und Schreibprozess ermöglichen.

Grund 3: Denken sichtbar machen: Für den Einsatz von Collage zur Förderung des Denkens in Bildungskontexten sprechen die Forschungsergebnisse zu Visual Thinking in der Schule. Selbstreflexion/ Metakognition, das Denken über das Denken findet in Gedanken-Bildern statt – in Vorstellungen, Metaphern, Analogien, Gleichnissen, Sinnbildern, Parabeln, Mythen … und in Collagen.
Wenn wir Denken und Metakognition von Lernenden fördern wollen, ist es notwendig, Denkprozesse sichtbar zu machen. Wenn Lernende über ihre Ideen sprechen, (mit der Hand) schreiben, sie zeichnen (oder collagieren) vertiefen sie ihre kognitiven Prozesse wie die Metakognition (Ritchhart & Perkins, 2008; Vedral, 2018).

Grund 4: Emotionen im Forschungsprozess sichtbar machen: Wenn wir an und mit Menschen forschen, sind Emotionen unweigerlich Teil des Forschungsprozesses. Emotionen sind also ein konstitutives Element von Interaktionen im Forschungsprozess. Collagen können dabei unterstützen, diese Emotionen wahrzunehmen und zu thematisieren, wie Emotionen zwischen ForscherInnen und Beforschten bearbeitet und ausgehandelt werden.

Neugierig auf weitere unwiderstehliche Gründe, Collagen in Forschung und Lehre einzusetzen? Fortsetzung folgt.

Literatur:

Bulkeley, K. (2019). Dreaming is Imaginative Play in Sleep: A Theory of the Function of Dreams. Dreaming, Vol. 29, No. 1, 1-21.
Raichle, M.E. & Snyder, A.Z. (2007). A default mode of brain function: A brief history of an evolving idea. Neuroimage, 37, 1083 – 1090.
Ritchhart, Ron & Perkins, David (2008). Making Thinking Visible. Educational Leadership 2008, Vol.65, Nr 5, p 57-61.

 

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