Sie schreibt nicht nur poetische Blogtexte, sondern auch Kinderbücher und Kurzprosa für Erwachsene: Die freischaffende Papierrestauratorin und Illustratorin Sigrid Eyb-Green unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste in Wien und illustriert ihre Bücher, zuletzt „Alles dreht sich alles fliegt“ Herzliche Gratulation 🙂
Was hat dich am meisten überrascht, als dein Buch draußen war?
Ich habe eine dreitägige Ausstellung der Illustrationen organisiert, und es hat mich überrascht, wie viele Freunde, Verwandte, Bekannte und auch Fremde gekommen sind und an der Bucherscheinung teilgenommen haben…ein großes Fest!
Wie hat sich dein Leben durch das Buch verändert?
Ich werde jetzt als Autorin von Kinderlyrik wahrgenommen, und vielleicht hat sich das Gewicht etwas von „Illustratorin“ hin zu „Autorin“ verschoben. Sonst hat sich nicht viel Konkretes verändert – ich denke, dass diese Veränderungen langsam vor sich gehen, und keinesfalls fühlte ich mich mit meinem ersten Buch schlagartig als eine „Autorin“. Ich glaube, es ist wichtig, dass man vor allem weiter macht, neue Ideen und Projekte findet, und so, Buch für Buch, verändert sich langsam auch das Leben.
Haben sich auch Beziehungen verändert?
Beziehungen haben sich nicht wirklich verändert, aber es war ja nicht mein erstes Buch. Ich denke aber schon, dass meine Bücher – in Summe – auch meinen Freundeskreis verändert haben – bzw. wie ich von meinen Freunden und Freundinnen wahrgenommen werde. Vor einigen Jahren habe ich durch meine Kinderbücher eine sehr gute neue Freundin gewonnen, die selbst Schriftstellerin ist. Sie wurde zu einer meiner wichtigsten Feedback-PartnerInnen.
Was hast du alles Neues gelernt, seit dein Buch draußen ist?
Ich habe für den Verlag nach der Veröffentlichung meine Gedichte selbst ins Englische übersetzt und überrascht festgestellt, dass mir das Übersetzen von Lyrik große Freude macht und mich richtig beflügelt – zumal ich mir bei meinen eigenen Gedichten ja auch große Freiheiten erlauben kann…
Wie begleitet dich dein Buch im Alltag?
Für mich ist ein Buchprojekt, das abgeschlossen ist, nicht mehr wichtig – meist haben sich schon lange vor der Erscheinung neue Ideen angekündigt, die endlich verwirklicht werden wollen und mich mehr beschäftigen. Manchmal denke ich an den Titel meines Buches, wenn ich einen Ahornsamen sehe („alles dreht sich, alles fliegt“).
Hast du immer Folder dabei oder dein Buch? Bist du gut darin, dein Buch überall, wo du hinkommst, zu empfehlen?
Nein, darin bin ich gar nicht gut.
Bist du stolz? Oder ist es dir peinlich, im Rampenlicht zu stehen? Wie geht es dir bei Lesungen?
„Alles dreht sich, alles fliegt“ ist eines von zwei Büchern, die ich auch nach einigem „Abliegen“ noch gerne mag. Ich würde heute nichts daran verändern wollen, und ich kann mich ganz damit identifizieren – ob das schon „Stolz“ ist? Lesungen mache ich gerne. In meinem Fall sind es Veranstaltungen mit Kindern, die auch immer mit einem Vermittlungsprogramm in Verbindung sind. Das heißt, ich schreibe z.B. zusammen mit Kindern Gedichte – was immer eine beflügelnde, bereichernde Erfahrung ist! Meine Ausbildung zur Schreibtrainerin im writersstudio hat mir übrigens auch bei der Entwicklung von Vermittlungskonzepten neue Türen geöffnet… In Erwachsenengesellschaft rede ich dagegen nicht gerne über meine Buchprojekte, und Menschen, die ich nicht gut kenne, erzähle ich meist nicht davon. Manchmal übernimmt das aber mein Freund.
Schreiben dir LeserInnen? Sammelst du die Leserstimmen?
Ich bin über die Lesungen direkt in Kontakt mit meinen Leserinnen und Lesern! Sie sind ein ehrliches Publikum…aber dafür bedeutet es umso mehr, wenn ich sie mit meinen Gedichten erreichen kann.
Wie gehst du mit negativen Rezensionen/ Kommentaren zu deinem Buch um?
Ich lese sie, denke darüber nach und lege sie dann ab – länger als ein paar Tage hat mich noch keine schlechte Rezension beschäftigt; meist habe ich das Gefühl, nicht verstanden worden zu sein.
Was magst du AutorInnen mit auf den Weg geben, die sich gerade durchringen, ihr Buch für die Publikation aufzubereiten?
Ich glaube, es ist wichtig, nicht zu viele Erwartungen auf ein einzelnes Buch zu setzen. Es wird wahrscheinlich nicht das eine, großartige Meisterwerk, das Lebenswerk – aber das ist gut so, sonst gäbe es ja danach keinen Grund, weiter zu machen! Dennoch: die Erscheinung des Buches gehört gefeiert! Selten übernimmt das der Verlag. Deshalb: selbst ein Fest organisieren, Freunde einladen, lesen, anstoßen!
Was hättest du gerne schon vorher gewusst?
Dass der Titel, den wir im Verlag sehr lange diskutiert haben, viel mehr mit meinem Leben zu tun hat als ich es ahnen konnte. Der Vorschlag „alles dreht sich, alles fliegt“ kam nach langem Hin und Her schließlich von meiner Lektorin. Ich fand den Titel sehr passend, und so haben wir ihn aus vielen anderen Vorschlägen ausgewählt – nicht wissend, dass es ein Ausschnitt eines Zitates von Frida Kahlo ist: „Nichts ist absolut. Alles verändert sich, alles bewegt sich, alles dreht sich, alles fliegt und verschwindet.“ Nach dem Erscheinen meines Buches gab es in meinem Privatleben so große Umbrüche, dass mir der Titel wie eine Prophezeiung erscheint – fast schon unheimlich. Aber vielleicht auch besser, dass ich das nicht gewusst habe…

Foto: Sigrid Eyb-Green
Cover: Verlag Jungbrunnen

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