Einmal nicht schreiben. Darf sie sein, die Wortlosigkeit? Was passiert, wenn du einen Tag oder sogar mehrere Tage lang nicht schreibst? Nicht schreibend die Welt, deinen Raum in der Welt absteckst, eroberst, okkupierst, besetzt, in Besitz nimmst? Ist das Schreiben für dich so lebensnotwendig wie das Atmen? Ein Ausdruck deiner Beweglichkeit, deiner Lebendigkeit in dieser Welt? Gilt für dich das Motto: Ich schreibe, also bin ich? Kann Schreiben dich deiner Existenz vergewissern?
Vor 30 Jahren schenkte mir mein damaliger Ehemann einen kleinen Zettel, auf dem er mich als vorhanden, berechtigt und erwünscht bestätigte. Diese handschriftlichen „Legitimationsausweis“ trug ich so lange mit mir herum, bis das Papier sich auflöste. Zu der Zeit erforschte ich auch, was passiert, wenn ich mal einen, zwei oder gar drei Tage nicht schreibe. Es tat mir nicht gut. Ich fühlte mich nicht mehr so gut verwurzelt in der Welt, nicht mehr so gut verbunden. Ich erkannte: nicht die schriftliche Bestätigung meines Mannes gab mir die Existenzberechtigung, sondern ich selbst, indem ich schrieb.
Schreiben ist der verlässlichste Begleiter in meinem Leben, seit ich schreiben kann, das Schreiben ist immer dabei, wie ein innerer Freund, der mir zuhört, Anteil nimmt, sich für meine Fragen Zeit nimmt, mich spiegelt, mich überrascht, mich besänftigt, mir als Klagemauer dient oder als Fußabtreter. Schreiben hat mich verlässlich durch alle meine Lebenskrisen hindurch begleitet.
In meinen Seminaren erforsche ich gerne mit anderen Schreibenden die Beziehung, die jede/r zum Schreiben hat, mit Fragen wie: Bin ich meinem Schreiben eine gute Freundin? Wie gestaltet sich der Tanz zwischen dem Schreiben und mir? Fließe ich mit Leichtigkeit und Lust, weiter zu lernen, durch den Schreibprozess? Wie geht es mir mit den unterschiedlichen Textsorten? Mit welchen Textsorten fließt es dahin? Und woran könnte das liegen? Was ist besonders lustvoll an diesen Textsorten? Und wo sind Hindernisse, Schwierigkeiten, Herausforderungen? Was passiert, wenn du einen Tag oder sogar mehrere Tage lang nicht schreibst?
Collage: Johanna Vedral
Wenn ich mal Schulferien habe und mehrere Tage nicht mehr schreibe, dann merke ich schon nach ein paar Wochen, dass man wieder etwas Zeit bracht, bis man wieder reinkommt..
Man hat sich daran gewöhnt, mal nicht zu schreiben. Ich sehe da auch kein Problem für, denn man kommt schnell wieder rein 😀