Anfänger-Geist, auch Zen-Geist genannt, ist vergleichbar mit dem psychologischen Begriff Flow-Erlebnis und meint eine offene, vorurteilsfreie, neugierige, unverbildete Art, die Welt zu sehen, fasziniert wie ein kleines Kind, etwas Neues zu entdecken.
Sobald man aber glaubt, etwas verstanden zu haben, etwas zu wissen, ist der Geist von diesen Eindrücken erfüllt und hat keinen Platz mehr für neue Entdeckungen, sagt der Zen-Meister Suzuki. „Sei wie eine leere Teetasse“, fordert deshalb Horst Gunkel. „In eine volle Tasse kann man keinen Tee einfüllen, das geht nur in eine leere Tasse. Wenn du also etwas lernen willst, (…) dann sei (…) wie eine leere Tasse, voller Erwartung dessen, was da kommt (…) sei offen für das Neue!“
In seinem Klassiker „Zen in der Kunst des Schreibens“ formuliert Ray Bradbury seine Grundeinstellung für die Herangehensweise an einen Text: „Denn wenn man arbeitet, entspannt man sich schließlich und hört auf zu denken. Dann entsteht wahre Schöpfung – und nur dann!“
Die Schriftstellerin und Schreiblehrerin Natalie Goldberg praktiziert Zen und schreibt darüber auch in Writing Down the Bones, z.B. im Kapitel “Beginner’s Mind, Pen, and Paper”: “In a sense [the] beginner’s mind is what we must come back to every time we sit down and write. There is no security, no assurance that because we wrote something good two months ago, we will do it again. Actually, every time we begin, we wonder how we ever did it before. Each time is a new journey with no maps.”
Am reinsten ist der Anfängergeist laut Natalie Goldberg beim freewriting. Denn sobald wir beim Schreiben zurücklesen und über das bereits Geschriebene nachdenken, wird der Geist von Vorstellungen erfüllt, und wir begegnen Michelle Cassous Dragon of Meaning, der immer gleich wissen muss, was ein Bild, ein Text… bedeutet, während wir noch am Schaffen sind… und uns aus dem entfesselten Zustand des flows herausholt. Dagegen hilft: so schnell wie möglich schreiben, ohne zurückzulesen… Go! 10 minutes!
DANKE.