Memoir Writing Johanna Vedral

Die Irin Rachel Moran erzählt in ihrem erschütternden Memoir „Was vom Menschen übrig bleibt: Die Wahrheit über Prostitution“ („Paid for“) von den 7 Jahren ihres Lebens, in denen sie als jugendliche Prostituierte überlebte.

Dieses Memoir erzählt von Morans Kindheit und Jugend in einer dysfunktionalen Familie, von Obdachlosigkeit und dem vermeintlichen rettenden Strohhalm, den die Prostitution für sie als 15jährige darstellte. Die Leser/innen finden hier aber keine pornografischen Schilderungen von Sexszenen wie in manch anderem Erotic Memoir, sondern schonungslos ehrliche Reflexionen über eine Zeit, die für die Autorin nur schwer auszuhalten war.

Rachel Moran räumt auf mit Mythen wie „Selbstbestimmtheit von Prostituierten“, „Freiwilligkeit“ oder gar „Spaß“ in diesem Gewerbe und zeigt, wie eng wirtschaftliche Not, Armut und Obdachlosigkeit mit Prostitution zusammenhängen. Sie berichtet davon, wie sie und alle ihrer ehemaligen Kolleginnen sich beim Ausüben ihrer Tätigkeit dissoziieren, sich selbst entfremden, d.h. aus ihren Körpern, von ihren Gefühlen weg-beamen, mit mentalen Übungen oder mit Drogen, um die Entmenschlichung, den Ekel und den wiederholten bezahlten Missbrauch aushalten zu können.

Moran fragt, wie es die Seelen der Männer verkrüppelt, die Sex kaufen, die Sex als etwas erleben, bei dem die Frau entmenschlicht und wie eine Sexpuppe behandelt wird. Sie fragt auch, welche Einstellung zu Sex und körperlichem Zusammensein zwischen Mann und Frau Männer, die Sex bei Prostituierten oder in Form von Pornos kaufen, in ihre Beziehungen zu Freundinnen und Ehefrauen hineintragen. Was es mit der Beziehung zwischen Männern und Frauen macht, dass Männer Sex kaufen können von Frauen, die sie entmenschlichen, erniedrigen oder misshandeln, weil sie meinen, durch die Bezahlung ein Recht darauf zu haben.

Und was es für junge Mädchen bedeutet, für ihr Gefühl von sexueller Ganzheit, Unversehrtheit, Sicherheit, dass Frauen gekauft werden können. Wie Handys. Oder Pudel. Oder Wegwerfkameras.

Text: Johanna Vedral
Bildquelle: Emma

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  1. […] Oft sind es eher pornographische Geschichten, die als Lebensbericht verkauft werden. Dieses Memoir ist anders: es erzählt von Morans Kindheit und Jugend in einer dysfunktionalen Familie, von Obdachlosigkeit und […]

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