Jeder Schreibtyp hat seine besonderen Herausforderungen im Schreibprozess. Als Vielschreiberin ist es für mich das Überarbeiten. Diese Woche soll aus einem 4000 Wörtern langen mäandernden, wuchernden Rohtext für meinen Artikel über Rabengroßmütter ein 2000 Wörter schlanker Text werden… Beim inhaltlichen Überarbeiten, dem ersten Überarbeitungsgang, habe ich am Ausdruck schon einige Sätze gestrichen. Seufz. Auch wenn ich beim Freewriting weiß, dass gut die Hälfte meiner schnell aus dem Handgelenk „geschossenen“ Texte gestrichen werden, es tut jedes Mal weh.
Wenn ich mich ohne das Auge eines Friendly Readers ans Überarbeiten mache, fällt es mir immer schwer, den Wald vor läuter Bäumen zu sehen. Der Blick einer Leserin auf meinen Text tut gut, denn sie hat die nötige Distanz „und holzt wahrscheinlich emotionsloser unnötige Gewächse ab“, weiß Eva Woska-Nimmervoll.
Sie empfiehlt als allerersten Überarbeitungsgang, den Text mit der Frage „Was soll wirklich beim Leser hängen bleiben?“ zu lesen und rät dann: „Alle Absätze, die keine Antwort auf diese Frage sind, stehen auf Ihrer Abschussliste.“
Damit es nicht so weh tut, schiebe ich sätze- oder absatzweise abgeholzte Textgewächse in eine Restl-Datei. Es gelingt mir aber auch, manchmal mehr, manchmal weniger, Sätze einfach zu löschen! 🙂
Ich wünsche euch SchreiberInnen bei euren Text-Herausforderungen Friendly Reader mit sanften Gehölz-Scheren, die so richtig Freude fürs Überarbeiten wecken!
Zum Weiterlesen: Schreibtypen-Test von Doris Märtin
Ich hebe meine schönen Restsätze auch oft auf 🙂