Andrea Klein hat mich für Studienfeuer, den Online-Kongress für Studierende rund ums Schreiben im Studium interviewt. Mein heutiger Blogbeitrag ist für alle, die damit beginnen möchten, ein wissenschaftliches Journal zu führen:

Was ist ein wissenschaftliches Journal?

Ein Heft oder eine Mappe, in der lose Notizen gesammelt werden können. Das wissenschaftliche Journal ist ein privater Schreib-Denk-Raum, ein pre-writing space, jenseits von Bewertung und Benotung. Das Journal wird mit der Hand geschrieben.

Im Journal finden Platz: Clusterings & Freewritings, Notizen zu Besprechungen mit Lehrenden, Notizen/ Zitate aus gelesenen Büchern, Fragen, die während der Beschäftigung mit dem Thema deiner Hausarbeit/ Seminararbeit/ BA/ MT etc. aufkommen, Thesen/ Behauptungen, Gliederungen, Zeitpläne, Mind Maps, Denkpfade, Collagen, Visual Narratives, plötzliche Eingebungen zum Thema, Erlebnisse/ Beobachtungen, Meinungen und Ideen von Kommilitonen, Begriffe, die du nachschlagen möchtest, Literatur und AutorInnen, über die du recherchieren möchtest, Bilder, Fotos, Listen, Bilanzen während eines Schreibprojekts, ein guter Anfangs- bzw. Schlusssatz für ein Schreibprojekt etc.

Welchen Nutzen hat ein wissenschaftliches Journal?

Von Beginn des Studiums an kannst du im Journal üben, in der Diskursgemeinschaft deines Faches schreibend mitzureden. Zuerst im geschützten Rahmen deines Heftes – im Laufe des Studiums dann in Feedbackgruppen mit StudienkollegInnen, später in Hausarbeiten, BA usw.

In der Studieneingangsphase kann das Journal dabei unterstützen, den Übergang von der Schule zur Uni, zum selbstorganisierten Lernen zu erleichtern. Das Journal kann auch Bullet Journal Funktionen übernehmen!
Das Journal unterstützt dabei, Kompetenzwissen und metakognitives Wissen zu entwickeln – sprich, zu verstehen, wie dein Denken, Lernen und Schreiben funktioniert, welche Strategien du schon erfolgreich nutzt und was du noch lernen musst.
Wenn du gerne zeichnest oder Mind Maps, Cluster oder gar Lern-Comics anfertigst, nutze das Journal, um dem visuellen Denken (Visual Thinking) Raum zu geben. Denn: Wenn Lernende über ihre Ideen sprechen, (mit der Hand) schreiben, sie zeichnen (oder collagieren) vertiefen sie ihre kognitiven Prozesse.

Das Journal hilft, Reflexionskompetenz zu entwickeln. Reflexion ist ein elementarer Bestandteil des wissenschaftlichen Denkens, das von Beginn des Studiums an geübt werden sollte (und nicht erst im Crashkursverfahren bei der Abschlussarbeit!).

Im Journal kannst du handschriftliches Denken üben – wie Studien belegen, garantiert das Schreiben mit der Hand besseres Verstehen und Merken von Lernstoff.

Vor/ Während der Phase, in der du deine Bachelorarbeit, Masterthese oder Dissertation schreibst, kannst du das Journal zusätzlich nutzen, um prozessbegleitende Memos zu schreiben, Kapitel zu planen, über den Schreib- und Forschungsprozess zu reflektieren, zu meckern und zu klagen oder zu schwärmen, über deine berufliche Zukunft zu schreiben und deine professionelle Rolle als AkademikerIn zu reflektieren.

Wie geht’s?

Nutze den privaten Schreibraum im Journal mit regelmäßigen 10minütigen Freewritings, z.B. morgens, um deinen Uni-Tag gut vorzubereiten und dich wach und konzentriert zu schreiben; nach Lehrveranstaltungen, um das Gelernte schreibend zu wiederholen (recall) und zu vertiefen; abends, um den Kopf freizukriegen und besser einschlafen zu können …

 

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