Wie fühlt sich das Leben als publizierte Autorin an und was kann im Kraftfeld eines neuen Buches so alles passieren?  Heute: Eva Karel, deren 2018 im Verlag punktgenau erschienenen Bestseller „Om Oida!“ ich schon in einer Rohversion lesen und mit Lachbauchmuskelkater feedbacken durfte. Namaste! Mittlerweile gibt es eine zweite Auflage, einen Yoga-Kalender und ein weiteres Buch in der Pipeline … Ich gratuliere!
Was hat dich am meisten überrascht, als dein Buch draußen war?
Das klingt vermutlich grausig abgedroschen, aber am meisten überrascht war ich von der Tatsache, wie viele Leute sich mit meinem Granteln und meinem offiziellen Bekenntnis zur eigenen hatscherten Existenz im Gegensatz zu geleckten Online-Inszenierungen identifizieren konnten. 
Wie hat sich dein Leben durch das Buch verändert? 
Ich weiß jetzt selbst besser, was ich meine. Ich hab mir quasi Worte abgerungen für etwas, das mich auf primär nonverbaler Ebene seit 18 Jahren begleitet. All das dann in Worte zu gießen, in die sich ein Gegenüber einfühlen kann, hat etwas total Befriedigendes. Wenn dir beim Schreiben auf einmal dieses genüssliche „hmmmm“ entkommt, wie Anne Lamott das mal beschrieben hat, dann weißt du: Genau so passt das Geschriebene. Jetzt ist etwas richtig Passendes rausgesprudelt.
Haben sich auch Beziehungen verändert? 
Insofern ja, als ich mich früher oft als kleines, halbgares Würschtl im Vergleich zu den richtig eingefleischt wirkenden Yogagurus gefühlt habe. Das wissen die Yogagurus (was bzw. wer auch immer das sein soll) aber nicht, weil sie mich nicht kennen :-). So gesehen hat sich meine Selbstwahrnehmung verändert – ich bin jetzt durchaus der Meinung, dass ich eine Meinung haben darf.
Was hast du alles Neues gelernt, seit dein Buch draußen ist? 
Leute sind sehr dankbar, wenn man sie zum Humor anstiftet. Als Yogalehrerin brauchst und solltest du nicht so tun, als würdest du täglich Räucherstäbchen inhalieren und dir sämtliche Weisheiten intravenös ins Gebein fahren lassen – vielmehr ist eine lebensnahe, ehrliche Haltung gut. Nicht so tun, als ob, sondern authentisch und menschlich sein. Das ist auch weitaus kollegialer, weil wir doch alle mehr oder minder irritiert durch die menschliche Existenz stolpern und nicht auch noch einen Wettbewerb im spirituell Dreinschauen brauchen können.
Wie begleitet dich dein Buch im Alltag? 
Mein Buch ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass es beruflich so gut für mich läuft – insofern begleitet es mich ständig.
Bist du gut darin, dein Buch überall, wo du hinkommst, zu empfehlen?
Nein, weil ich das Gefühl verabscheue, mich als wandelnde Werbeplattform wahrzunehmen. Ich finde es gut, dass mein Buch halbwegs gut verlinkt ist und ich setze hin und wieder in sozialen Medien eine Kommentar dazu ab. Aber ich mag mein Buch nicht zur Cashcow machen, aus der ich das letzte Tröpferl rauszumelken versuche. Bitte, das ist doch grausig. Da entsteht etwas aus großer Begeisterung und kaum ist es zur Welt gebracht, wird’s nur noch verzweckt? Wäh. Die frohe Kunde verbreitet sich über Mundpropaganda doch eh am besten zu den „richtigen“ Leser*innen, da brauch ich mir gar keinen kontinuierlichen Haxen ausreißen.
Bist du stolz? I am sexy and I know it? 🙂 Oder ist es dir peinlich, im Rampenlicht zu stehen? Wie geht es dir bei Lesungen? 
Es kommt mir entgegen, durchaus gern im Mittelpunkt zu stehen. Ich bin mir aber auch sehr bewusst, dass viele Leute mein Buch nicht im Geringsten kratzt. Wie das eben so ist mit der Sexiness: Was der einen gefällt, triggert die anderen nicht mal marginal. Und ich finde es so wichtig, sich nicht anzubiedern. Ich wollte ja kein gefallsüchtiges Büchlein fabrizieren, das eine möglichst breite Masse anspricht. Ich wollte aufschreiben, was ich ehrlich meine.
Schreiben dir LeserInnen? Sammelst du die Leserstimmen? 
Ich bekomme immer wieder Emails und ich lese auch die Kommentare gern. Sammlung leg ich keine an, nur innerlich sammle ich sie, wie in einer kleinen Dankesschublade. Weil jedes freundliche Feedbackmail in mir bewirkt, dass ich mich einmal mehr verstanden fühle. Und das ist wunderbar.
Wie gehst du mit negativen Rezensionen/ Kommentaren zu deinem Buch um? 
Diese Erfahrung habe ich bislang kein einziges Mal gemacht. Obwohl die Angst davor bewirkt hat, 4 Jahre lang mit der Publikation herumzuscheißen… 
Was magst du AutorInnen mit auf den Weg geben, die sich gerade durchringen, ihr Buch für die Publikation aufzubereiten?
Ich würde sicherzustellen versuchen, dass ich „meine (momentane) Wahrheit“ schreibe. Mein Buch hatte z.B. mehrere Versionen. Die Erste war fürchterlich sülzig, weil es schwierig war, aus dem grassierenden Selbstfindungsduktus herauszufinden. Die zweite Version war pubertär, weil ich komplett über die Stränge geschlagen habe. Die dritte kam dem, was ich WIRKLICH meine, dann schon ziemlich nahe. So habe ich mich herangetastet. Ich würde deswegen raten, sich Zeit zu lassen. Texte wie Rohschinken abhängen lassen, kosten, nachjustieren. Nicht zackzack raus damit.
Was hättest du gerne schon vorher gewusst? 
Dass (meine) Leser*innen viel freundlicher sind, als befürchtet.

Hier kannst du „Om Oida!“ kaufen.
Fotocredit Autorinnenfoto: Karin Hackl
Cover: Andrea Schiffer


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