Die PR-Beraterin und Lehrende Christine Steindorfer hat zwei Bücher über den Umgang mit dem Scheitern geschrieben – was zu großem Medienecho und in eine Aufwärtsspirale für die vielseitige Wortartistin führte. Gratulation!

Was hat dich am meisten überrascht, als dein Buch draußen war?
Ich habe erwartet, dass ich das Buch voller Stolz durchblättern würde. Als ich Belegexemplare von „Die Kraft des Scheiterns“ dann erhalten habe, sind sie erst mal zwei, drei Tage ungeöffnet am Tisch gelegen. Ich war mir sicher, sobald ich das Buch aufschlage, finde ich einen ganz furchtbaren Fehler.
Wie hat sich dein Leben durch das Buch verändert?
Es hat sich schon durch das Schreiben verändert. Mein erstes Buch war ein Sachbuch, das berufliches Scheitern seziert und beleuchtet hat. Ich habe damals mit einigen Menschen Interviews geführt, auch mit bekannten Gesichtern. Es war spannend und bereichernd zu hören, was dieses Thema für sie bedeutet. Das Thema hat in mir einiges ausgelöst.
Was hast du alles Neues gelernt, seit dein Buch draußen ist?
Es ist spannend zu sehen, wer welche Zeitung liest oder Sendung schaut. Mein Co-Autor und ich haben viele Interviews gegeben, ich war im „Club 2“ aber auch in der „Barbara Karlich Show“ – beides übrigens jeweils auf ihre Art eine ganz wertvolle Erfahrung. Es haben mich dann Bekannte und Freunde darauf angesprochen, wo sie von mir gelesen oder mich gesehen hätten. Und, man wird anders angesehen, wenn man ein Buch veröffentlicht hat. Das macht bei vielen schon mächtig Eindruck. Das war für mich anfangs ungewohnt.
Wie begleitet dich dein Buch im Alltag?
Ich versuche mit dem Scheitern gelassener umzugehen. Es gelingt mir aber nicht immer.
Hast du immer Folder dabei oder dein Buch? Bist du gut darin, dein Buch überall, wo du hinkommst, zu empfehlen?
Gott nein, das ist ganz furchtbar und ich kann das überhaupt nicht. Dabei sollte ich es als PR-Beraterin besser wissen. Ich stelle eher mein Licht unter den Scheffel. Das ist vermutlich nicht das gescheiteste, aber es ist halt so. Mir sind nun mal Menschen, die den schmalen Grat zwischen Von-sich-Erzählen und Sich-über-die-Maßen-wichtig-Nehmen überschreiten schnell mal unsympathisch.
Bist du stolz? Oder ist es dir peinlich, im Rampenlicht zu stehen? Wie geht es dir bei Lesungen?
Bei den Sachbüchern hatten wir keine Lesungen im klassischen Sinn. In den letzten paar Monaten habe ich zwei meiner Kurzgeschichten lesen dürfen. Das ist dann schon eine ganz andere eine Sache. Mit einem literarischen Text gebe ich einiges von mir her. Beim ersten Mal war ich heilfroh, als es vorbei war, das zweite Mal konnte ich es schon fast genießen. Es fühlt sich für mich aber noch reichlich sonderbar an, wenn ich beim Lesen kurz mal aufblicke und dann sitzen ein paar mit geschlossenen Augen ganz versunken da, andere sehen mich aufmerksam und erwartungsvoll an.
Schreiben dir LeserInnen? Sammelst du die Leserstimmen?
Ich habe von meinen zwei Sachbüchern positive Rezensionen gesammelt. Eine LeserInnen-Fanbase aufzubauen ist bei diesem Thema wohl nicht so recht möglich.
Wie gehst du mit negativenRezensionen/ Kommentaren zu deinem Buch um?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass wir bei den Sachbüchern keine negativen Rezensionen/Kommentare hatten. Dass die Bücher inhaltlich fundiert sind, davon war und bin ich überzeugt. Hätte jemand Oberflächlichkeit oder inhaltliche Lücken konstatiert, hätte ich ihm/ihr wohl unterstellt, es nicht verstanden zu haben. Hätte aber jemand bemängelt, dass sie grottenschlecht geschrieben wären, hätte mich das getroffen.
Bei meinen Kurzgeschichten und Gedichten sieht das anders aus. Ich habe bisher in Literaturzeitschriften, in einer Anthologie u. ä. veröffentlicht. Da findet die „Bewertung der literarischen Qualität“ hinter verschlossenen Türen von einer Jury oder Redaktion statt. Sollte ich einmal in der Position sein, dass über mich rezensiert oder kommentiert wird, dann wäre es einerseits erfreulich, weil ich „es geschafft“ habe, andererseits hat das etwas Beängstigendes.
Du bist ja in mehreren Genres unterwegs: Was unterscheidet das Schreiben von Prosa und Lyrik vom Sachbuchschreiben?
Beim Sachbuch steht das Analytische im Vordergrund zumindest am Anfang, das hat mich ein wenig an meine Uni-Zeit erinnert. Recherchieren, Überblick verschaffen, logische Abfolgen suchen, schreiben, dann weiter recherchieren, ins Vorhandene einordnen… Sprachlich liegen natürlich Welten zwischen Wissenschaftlichem und Sachbuch.
Prosa und Lyrik ist bei mir mehr ein Drauflos-Schreiben, wobei meist ein unterschwelliges Nachdenken und Reflektieren vorangeht. Es ist ja ein Thema, das mich beschäftigt oder das bei einem Wettbewerb bzw. einer Ausschreibung für eine Literaturzeitschrift vorgegeben ist. Manchmal setze ich mich dann hin und schreibe den first draft einer Szene oder eines Gedichts, aber meist ist es mehr ein stream of consiousness, den ich zu Papier bringe, und von dem ich dann wegarbeite.
Was magst du AutorInnen mit auf den Weg geben, die sich gerade durchringen, ihr Buch für die Publikation aufzubereiten?
Just do it! Wenn grad nichts geht, diesen Teil zur Seite legen und einen anderen zur Hand nehmen, vielleicht einen, der eine Weile unbeachtet geblieben ist.
Was hättest du gerne schon vorher gewusst?
Zurückblickend hätte es mir sehr geholfen, hätte ich bei meinem ersten Buch schon den Schreibprozess gekannt. Das hätte mir viel Druck genommen.

Foto: Christine Steindorfer
Coverfotos: Leykam-Verlag

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