Wie geht es Autorinnen, wenn ihr heiß ersehntes Buch-Baby endlich auf der Welt ist? Ich wollte es genauer wissen und stellte einige Fragen rund ums erste Buch. Heute: Angelika Csengel, die gar nicht anders kann als schreiben und ihre Schreibleidenschaft an Jugendliche weitergibt (Young Freewriters). Zurzeit arbeitet die junge Autorin auch in der Administration eines Pflegewohnhauses der Caritas Wien. Da sie bedingt durch den Krankenpflegeberuf ihrer Mutter schon als Kind in einem Pflegewohnheim ein und aus ging, beschäftigte sie sich viele Jahre mit den Biografien der SeniorInnen. Sie hat für ihr Buch „Ich weiß noch, wie es früher war“ zahlreiche Erzählungen gesammelt, die zur Gesprächsanregung mit SeniorInnen dienen sollen.

Was hat dich am meisten überrascht, als dein Buch draußen war?

Dass so wenige Kollegen wussten, dass ich überhaupt schreibe. Als ich es dann in die Arbeit mitgenommen habe, waren alle ganz erstaunt und mir war es unangenehm, so plötzlich im Rampenlicht zu stehen. Und der Klappentext hat mich überrascht, auch wenn ich ihn freigegeben habe, hatte ich vergessen, wie viel da von mir drinnen steht. Aber ich nehme es mit Humor.

Wie hat sich dein Leben durch das Buch verändert?

Auf einmal hat es in meinem Kopf klick gemacht und ich hatte den Gedanken „So, jetzt bist du eine echte Schriftstellerin“, wobei ich mir mehr erwartet hatte: Ich glaubte, wenn ich ein Buch publiziert habe, ist alles anders- „intergalaktisch-anders“.  Aber eigentlich ist alles beim Alten geblieben, die Welt ist nicht stehen geblieben und es ist auch kein Meteorit vom Himmel gefallen. Aber es ist mir gelungen, wirklich stolz auf mich selbst zu sein und es mir auch einzugestehen!

Haben sich auch Beziehungen verändert? Wie?

Meine Kollegen sehen mich, seit dem das Buch publiziert ist, mit anderen Augen. Sie haben eine neue Seite an mir entdeckt und das ist schön.

Was hast du alles Neues gelernt, seit dein Buch draußen ist?

In erster Linie auf jeden Fall mal stolz auf mich zu sein und es mir auch einzugestehen. Das war mir bis dahin leider nicht wirklich möglich.  Und ich habe die Zusammenarbeit mit einem Verlag kennen gelernt. Ich wusste bis dahin nicht, wie oft man sein Werk freigeben muss und wie oft sich eine Lektorin meldet – meine hat sich sehr viel und verlässlich gemeldet, das war großartig. Ich habe mich nie im Schreibprozess alleine gefühlt, weil ich immer sie kontaktieren konnte.

Wie begleitet dich dein Buch im Alltag?

Mein Buch ist für Senioren und Pflegehäuser geeignet und da ich in einem Pflegehaus arbeite, habe ich es täglich um mich herum. Es wird bei Leserunden verwendet und ich bekomme Rückmeldungen von Bewohnern zu den Geschichten. Und ich vermarkte es, so gut ich kann in den Caritas Medien und bei meinen Kontakten.

Hast du Folder dabei oder dein Buch? Bist du gut darin, dein Buch überall, wo du hinkommst, zu empfehlen?

Also ich würde mich nicht als „gut darin“ bezeichnen, es ist eher umgekehrt: Die Leute fragen mich nach meinem Buch und ich „rücke dann damit raus“ Es sind eher Freunde, Kollegen und selbst die Seniorenbeauftragte vom Bezirksvorsteher in Donaustadt, die dahinter sind, mein Buch zu vermarkten. Ich habe Folder in der Arbeit, falls jemand fragt, aber sonst halte ich es eher still….

Bist du stolz? Oder ist es dir peinlich, im Rampenlicht zu stehen? Wie geht es dir bei Lesungen?

Stolz ja, aber nur im aller kleinsten Familien und Freundeskreis, sonst ist es mir eher peinlich, wenn ich zu viel Aufmerksamkeit bekomme. Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht… nicht wenn es um meine eigene Person oder mein eigenes Werk geht. Es ist mir unangenehm, wenn Leute über mein Buch schwärmen… und Lesungen, naja, meine erste Lesung war im MQ bei einer Caritas Veranstaltung und ich war anfangs so nervös, dass ich kaum atmen konnte, aber sobald ich dann zu lesen begann und mein eigenes Werk, mein Baby, vor allen präsentierte, war ich so stolz, dass die Nervosität fast verflog und ich sogar wunderschönes Feedback für meine Lesung bekommen habe.

Schreiben dir LeserInnen? Sammelst du die Leserstimmen?

Bis jetzt habe ich keine Leserinnentexte bekommen, aber ich wüsste auch nicht, wie ich zu solchen kommen sollte… ich habe nirgendwo eine Adresse angegeben. Aber ich bekomme sehr, sehr viel mündliches Feedback, das ich leider nicht sammle. Ich behalte es eher in mir wie einen kleinen Schatz.

Wie gehst du mit negativen oder neidischen Rezensionen/ Kommentaren zu deinem Buch um?

Das einzige „negative“ Feedback das ich bekommen habe war, dass die Geschichten zu kurz seien und der Leser gerne mehr wissen möchte – im Grunde wiederum ein gutes Feedback, aber er hat es so verkauft, dass es ganz furchtbar sei und mein Herz hat geklopft, bis mein Kopf das Gesagte übersetzt hat und mir weitergab: Hey, das war gerade ein Kompliment! Neid habe ich zum Glück noch nicht erfahren müssen und hoffe, dass es auch nicht kommt!

Was magst du AutorInnen mit auf den Weg geben, die sich gerade durchringen, ihr Buch für die Publikation aufzubereiten?

Deadlines sind furchtbar, aber so notwendig! Hätte ich keine Deadline gehabt, hätte ich zwar auch nicht am Ende fast einen Herzkasperl bekommen, aber das Werk wäre wohl nie fertig geworden. Und wenn man keine externe Deadline hat, dann empfiehlt es sich, sich selbst eine zu setzen.

Und eines hab ich ganz stark wieder erkannt: Ein Buch zu schreiben ist harte Arbeit. Das geht nicht einfach so, zwischendurch und macht immer Spaß und Freude und geht leicht von der Hand… Wenn man eine Deadline vom Verlag hat, muss man schreiben, ob man gerade in der Stimmung ist oder nicht. Es ist wie ein „normaler“ Job, wo man zu einer gewissen Zeit im Büro sein muss. Das Buch muss geschrieben werden und wenn man sich seiner Sache aber sicher ist und vom Werk überzeugt ist, dann funktioniert es auch.  Man muss es wirklich wollen, dann schafft man es auch. Man muss hin und wieder durch beißen, dann wird man mit den wunderschönen Momenten belohnt, wo das Schreiben wie von selbst passiert und es sich anfühlt, wie ein geschmeidiger Kaschmirpulli.

Was hättest du gerne schon vorher gewusst?

Das alles gut wird! Ich habe mir ja während des Schreibens so viele Gedanken gemacht! Was wäre wenn… die Geschichten alle „Müll“ wären… oder der Verlag plötzlich in Konkurs geht… oder…oder… oder… Und ich hätte gerne jemanden gehabt, der mir schon ein bisschen früher einen Tritt in den Hintern gegeben hätte, da ich viel zu spät begonnen habe, „richtig“ an den Geschichten zu arbeiten… drei Monate waren offenbar ein bisschen zu kurz… ich hatte Stress, aber es hat funktioniert.

Danke für das spannende Interview!

Autorin: Johanna Vedral
Foto: Angelika Csengel
Coverfoto: Facultas-Verlag

 

1 Kommentar
  1. Gundi haigner sagte:

    Es ist so wohltuend ein interview zu LESEn mit relevanten fragen (BRAVA Johanna) und ehrlichen antworten. Das hilft, spornt an, macht bewusst, dass der schreibprozess auch viel disziplin und durchhaltevermögen verlangt. Mögest du recht ausgiebig wertschätzen, was du geschafft hast, ANGELIKA!
    Beste GRÜSSe, Gundi Haigner

    Antworten

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