Das E-Book macht`s möglich: jede/r Schreibende kann auch ohne Verlag LeserInnen erreichen. Für die LeserInnen gibt es durch Self Publishing eine größere Auswahl an Lesestoff denn je, speziell dann, wenn sie Nischentexte bevorzugen.

Self Publisher haben allerdings oft einen schlechten Ruf. Dabei wird von Seiten der LeserInnen v.a. folgende Kritik geübt:

  • mangelndes Lektorat: Immer wieder sparen Self Publisher am Lektorat und veröffentlichen Bücher mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern.
  • mangelnde Qualität: oft haben Self Publisher sich kein Textfeedback geholt, haben die Publikationsreife ihrer Texte nicht an BetaleserInnen getestet, sondern nur an wohlmeinenden FreundInnen und veröffentlichen so schwer lesbare Rohtexte.

Von Seiten der etablierten SchriftstellerInnen wird eine Indie-AutorIn ohne Verlagsvertrag gerne als „bemitleidenswertes Geschöpf, das mit dem Hobby Schreiben den Weg in die Öffentlichkeit sucht und meist kläglich scheitert“ gesehen, sagt Michael Modler.

Selbst publizierte Bücher können, müssen aber nicht zwangsläufig von schlechterer Qualität sein. Mittlerweile beobachten Verlage die Self Publishing-Szene genau und finden hier erfolgsversprechende AutorInnen. Liebesromane, gerne als Digital-Schmonzetten oder Groschenromane bezeichnet, auch unter dem Genre Romantasy und Paranormal zu finden, verkaufen sich auch ziemlich gut als ebooks.

In einem Interview mit Michael Modler erzählt die Liebesroman-Autorin Carina Bartsch, die den Sprung in die Verlagswelt geschafft hat, über ihren Weg: zuerst Ablehnungen von Verlagen, wie sie dann selbst veröffentlicht hat, an die Spitze der Amazon Charts gestürmt ist und nun Verlagsautorin mit einer Auflage von 30.000 Stück pro Buch ist:

„Ich wurde häufig mit der Haltung „Verzweiflungstat“ oder „Du bist kein richtiger Autor“ konfrontiert und habe mich gerade in Anfangszeiten davon einschüchtern lassen. Inzwischen kann ich über derartiges elitäres Denken nur noch schmunzeln. Wie kann man als Autor seine Liebe zum Schreiben mehr beweisen, als die Bereitschaft zu zeigen, alles selbst zu machen? Den Buchsatz, das Cover, die Druckdatenerstellung, Werbung, den Vertrieb & Versand der Bücher, den Kontakt mit den Lesern…“

„Die Grenzen zwischen traditioneller Verlagsveröffentlichung und Selfpublishing verschwimmen. Immer mehr Verlage bekennen freimütig, die Bestsellerränge nach erfolgreichen Selfpublishern zu durchforsten, die man dann für das eigene Programm anwerben will. Und immer mehr Verlage bauen eine eigene Selfpublishing-Plattform auf“, schreibt Kerstin Krömer in ihrem Blogartikel über neue Trends im Literaturbetrieb.

Wie siehst du Self Publishing? Welche Erfahrungen als Self Publisher hast du gemacht?

Autorin: Johanna Vedral

4 Kommentare
  1. evakarel sagte:

    ich geb zu, dass auch ich vor diesen vorurteilen nicht gefeit bin. was natürlich ein ziemlicher scheiß ist!! denn dann sollten wir ja auch nicht bloggen, sondern unsere texte ausschließlich in bezahlter form zugänglich machen.

    Antworten
    • Johanna Vedral sagte:

      🙂 Es gibt ja in der Schmuddelecke nicht nur Self Publisher, sondern auch viele grottenschlechte Bücher, die von Verlagen herausgegeben wurden… Jeff Goins bringt es schön auf den Punkt:
      „If nobody but me showed up to read my words, I would still write.
      If I never won an award or got published, I would still write.
      If I never earned a dime, I would still write.“

      Antworten
  2. Qorin Kittypaw sagte:

    Ich finde es sehr schade, dass es immer dieses „entweder oder“ sein muss.
    Meine Buchreihe Knochenfrost verlege ich selbst. Warum? Weil ich absolut keine Ahnung habe wie lange ich an dieser Reihe schreiben werde. Sie besteht aus mehreren, abgeschlossenen Geschichten und kein wirkliches Ende, weil jede dieser Geschichten aus dem Leben eines anderen Charakters erzählt.
    Ich möchte auch bestimmen wer das Layout macht, wer die Illustrationen und in welchen Format das ganze gedruckt wird. Und natürlich auch wann es erscheint- es darf sich ja mit den Verlagsprojekten nicht überschneiden.

    Aktuell bin ich bei 3 kleinen Verlagen (2 Kurzgeschichten, 1 Roman. Alle Projekte werden bezahlt). 4 weitere Projekte sind in Arbeit und ich habe zumindest schon die mündliche Zusage, dass sie verlegt werden. Ich habe mit allen Verlagen sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich komme sehr gut mit den Verlegern und den anderen Autoren klar.

    Ich könnte mich nicht für eine der beiden Optionen entscheiden. Ich finde gerade die Mischung schön, weil man so unterschiedliche Erfahrungen damit macht und sich eigentlich nur selbst behindert, wenn man sich komplett auf eine Richtung verseift.

    Antworten
    • Johanna Vedral sagte:

      Danke für das Plädoyer für die gute Mischung zwischen Verlags- und Self Publishing! Matthias Matting erzählt Joanna Penn in einem spannenden Interview über Self Publishing, dass die deutschsprachigen LeserInnen gar nicht so schlecht von Self Publishern denken und ihre Bücher gerne lesen, es sind mehr die Book Blogger und Literaturexperten 🙂

      Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Johanna Vedral Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neunzehn − 13 =