Schreiben in Cafes, das ist nicht nur der Titel einer meiner Creative Writing-„Bibeln“ von Natalie Goldberg. Das ist auch eine der schönsten Weisen, das schreibende Leben vom Schreibtisch weg in Cafes zu verlagern. In Wien hat das eine lange Tradition, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Elfriede Jelinek und viele andere AutorInnen schrieben im Kaffeehaus. Daniela Pucher hat dazu Amüsantes in ihrem Blogbeitrag über das literarische Wien im Kaffeehaus zusammengetragen.
Da ich gerade auf Schreiburlaub in der selbsternannten „Kaffeehauptstadt“ Bremen bin, wo es in der ganzen Innenstadt nach geröstetem Kaffee duftet, ein paar Impressionen vom „Kaffeeisieren“. So nennt der Bremer das nachmittägliche durch die Stadt spazieren und in einem der vielen schönen Cafes einkehren.
Zum Beispiel im Cafe Tölke, das aussieht wie ein kleines Altwiener Cafe (siehe Beitragsbild), es gibt Apfelstrudel, Wiener Kaffee und sogar ein Bild von Kaiser Franz Joseph 🙂 Und es duftet so köstlich nach Kaffee… Beim Draußen-Sitzen kann es schon passieren, von einem Fremdenführer gefragt zu werden, wie denn die Torte schmeckt, wenn er eine Gruppe durch den Schnoor, das mittelalterliche Viertel Bremens, führt.
Oder im Traditions-Cafe Knigge, hier duftet es auch ganz besonders röstfrisch, und es gibt derart viele leckere Torten zur Auswahl, dass ich mich da leider nie werde durchkosten können. Aprikosensandtorte mit einer Schicht Marzipan drauf war auf jeden Fall eine gute Wahl!
Aber auch im Schwachhausener Cafe Crossini, weitab von der schicken Innenstadt, gibt es guten Kaffee und hauchdünne Crepes, süß oder pikant gefüllt…
Wieder in der City, besuchen wir das Cafe Rathauskeller, mit Blick auf den Dom und die Straßenkünstler, hier gibt es den besten Pflaumenkuchen. Aber ich glaube, ich muss jetzt bald auf Kaffee pur, ohne Torte, umsteigen, um mich nicht in eine Kugel zu verwandeln. Wer hätte gedacht, dass es hier im hohen Norden tortentechnisch Konkurrenz zur Wiener Kaffeehaustradition gibt?
Da es am Domplatz doch sehr laut zugeht, wechseln wir zum Schreiben in die Pressebar Bistro, chic, kein Cafe, sondern eine Bar, ich gönne mir ein hippes kleines Fläschchen Mineralwasser, dezente Hintergrundsmusik die grad so dahinplätschert, dass die Schreibzeit im Nu vergeht, nur ein paar Schritte vom Paula Modersohn-Becker-Museum entfernt, gemütliche Sitzcouch im Obergeschoß, mit Blick auf den Wolkenbruch, der auf die Kopfsteinpflasterstraße prasselt…
Daran könnte ich mich gewöhnen, ans Kaffeeisieren, ans Schauen und Eindrücke festhalten… Eine schöne Weise, eine Stadt kennenzulernen, beim Schreiben in Cafes…
Literaturhinweis: Goldberg, Natalie: Schreiben in Cafes
Hat dies auf bremerschreibstudio rebloggt und kommentierte:
Liebe Bremerinnen, Bremer und alle, die Lust auf viel Genuss beim Schreiben haben, (also, eigentlich jeder): Johanna Vedral, Schreibpsychologin und Dozentin am Writers‘ Studio Wien, verrät in Ihrem Blog heute, wo es sich in Bremen besonders schön schreibt. Ich durfte Sie bei Ihren Café-Besuchen begleiten – und habe vom Tortenangebot ebenfalls sehr profitiert. Wir haben festgestellt: Es fehlt ein Stadtführer, der Schreib-Begeisterten die besten Orte verrät: Wo gibt es Sessel, in denen sich ein Laptop noch gut auf dem Schoß balancieren lässt (Presse-Bar), wo sind genügend Steckdosen in Reichweite (Starbucks), wo gibt es große Tische, auf denen Ihr Notizzettel und Bücher ablegen könnt (Café Knigge in der Galerie), wo könnt Ihr stundenlang mit nur einer Kaffee-Bestellung arbeiten (Coffee-Shop neben der Dt. Bank in der Katharinenpassage). Nun, ein Anfang ist gemacht. Lest selbst …
Liebe Johanna! Ich freue mich sehr, heute auf deine Seite gestoßen zu sein! Lange schon recherchiere ich im Netz nach Schreib-Blogs, bin aber gerade aus einer eigenen Eingebung heraus auf dich gestoßen: Schreiben kann Leben retten… Ich freue mich, dass es dir genauso geht wie mir und du in Cafés liebend gern schreibst. Ich bin zurzeit in Girona, Spanien, und ich kann diesen wunderbaren Ort nur allen Schreibbegeisternden empfehlen. Hier ist in der Altstadt an jeder Ecke ein Café, jedes eignet sich und die Kellner freuen sich schon von Weitem, auch wenn man nur über zwei Stunden einen Kaffee bestellt. Diese Stadt hat das gewisse Etwas. Ich bin gerade aufgrund dieses Textes endlich meiner Eingebung gefolgt und habe in Facebook eine Gruppe eröffnet: Schreiben in Cafés (https://www.facebook.com/groups/583254938550774/), damit wir solche Tipps untereinander teilen können. Es wäre schön, wenn du auch dabei bist. Diesen Beitrag werde ich auf jeden Fall sofort dort posten! DANKE!
LG Beatrix
http://www.meine-schreibbar.de
Liebe Beatrix, danke für deine Einladung! Schreibfreundliche Grüße aus dem nasskalten Wien