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Sobald „Textfeedback“ in meinen Schreib-Workshops am Programm steht, ist die Nervosität groß. Haben doch die meisten Schreibenden hierzulande im besten Fall unnötige, im schlimmsten verletzende Erfahrungen mit Textfeedback gesammelt. Wie groß ist dann die Erleichterung, wenn sie erfahren dürfen, dass Feedback auf ihre Texte NICHT bedeutet, ihre Texte zu kritisieren, zu beurteilen, Fehler zu suchen, auf sprachlichen Ungenauigkeiten herumzupitzeln…

Gerade in frühen Phasen des Schreibprozesses, für sogenannte „early drafts“ unserer Texte, ist Feedback besonders wertvoll – und besonders heikel. Denn in frühen Stadien brauchen wir keine Bewertung, Beurteilung oder Evaluation: „We need the reader`s perception, not her knife!“, schreibt Peter Elbow. Kritisch-wertendes Feedback kann zarte Text-Pflänzchen niedertrampeln.  Konstruktives Reader-Based Feedback hingegen kann dabei unterstützen, unsere Texte weiter zu entwickeln. Wir erfahren, welche Textstellen für den friendly reader besonders spannend sind, wie unsere Schreib-Stimme auf ihn wirkt und wo wir ihn verlieren.

Ja, du hast richtig gelesen: beim Reader-Based Feedback geht es nicht darum, ob der Text bestimmten Kriterien genügt, sondern wie der Text auf den Leser wirkt. Und das ist niemals ein objektives Urteil, denn das gibt es sowieso nicht: „There is never a single or correct assessment of a piece of writing“, so Peter Elbow. Und: „There is no single or right way to get feedback.“ Aber verlass dich nicht auf das Feedback nur eines Lesers. Wenn du wirklich wissen willst, wie deine Worte Leser berühren, brauchst du Feedback von mehr als einer Person.

Das funktioniert ganz gut in einer Gruppe, z.B. hier oder hier.

Zum Weiterlesen:

Elbow, P.(1998).Writing With Power: Techniques for Mastering the Writing Process. Oxford: University Press.

Bildquelle: Ida Räther

 

 

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