Ein besonderer Lesegenuss: „Recollections of my non-existence“ (auf Deutsch: Unziemliches Verhalten. Wie ich Feministin wurde). Die Essayistin Rebecca Solnit schreibt in ihrem 24. Buch wieder entlang ihres Lebensthemas: Was es bedeutet, keine Stimme zu haben. Ihre Essays führen mich als Leserin in diesem Buch durch ein wohlbekanntes Land: non-existence.

Solnit führt uns durch in der Kultur allgegenwärtige Bilder von Gewalt bis hin zur Auslöschung gegen junge Frauen. Sie zeigt die allen jungen Frauen bekannte permanente Bedrohung durch Männergewalt in allen Lebensbereichen („It could have been you“), die dazu führt, sich mit „disappearing acts“ defensiv zu verhalten. Sie zeigt auf, wie diese Bedrohung sich in Körper und Geist einschreibt, wie Frauen versuchen, sich klein, unsichtbar und unhörbar zu machen, um Vergewaltigung oder Femizid zu verhindern.

Entlang von acht Essays entsteht ein Portrait of the artist as a young woman – wie die Autorin Buch um Buch ihre feministische politische Voice in einer Gesellschaft entwickelt, die schweigende Frauen bevorzugt.

Der rote Faden von Solnits Schreib-Leben: „I was writing about what it means not to have a voice and making a case for a redistribution of that vital power.“

Rebecca Solnits Essay „Men explain things to me“ gehört zur Pflichtlektüre in der Schreibtrainer*innenausbildung TIP im writersstudio. Unsere Mission ist, Schreibende dabei zu unterstützen, ihre eigene Schreibstimme zu entwickeln, mit dem Ziel, das Solnit mit „to participate fully in the conversations that shape our society, your relation to others, and your own life“ auf den Punkt bringt.

Drei zentrale Komponenten hat die Voice: audability, credibility, and consequence:

  • Audability bedeutet Gehörtwerden, nicht mundtot gemacht werden oder ohne Zutritt zu den Räumen, in denen Sprechen oder Schreiben möglich sind.
  • Credibility bedeutet, dass in diesen Räumen Menschen bereit sind, dich ernst zu nehmen, dir zu glauben, dir zuzuhören.
  • „To be a person of consequence“: Deine Worte können etwas bewirken, du bist eine selbstwirksame Person. Deine Geschichte ist es wert, geschrieben, gelesen, gehört zu werden.

Denn:

„The most precious cargo you can carry are stories waiting to be told, and the stories that set us free.“

Solnit, Rebecca (2020). Recollections of my non-existence. Granta Books: London.

1 Kommentar
  1. Ba sagte:

    wir brauchen nicht nur bücher wie dieses von solnit, wir brauchen auch hinweise darauf. danke für deinen hinweis!
    lass uns unsere stimme stärken, (wieder) hervorholen, ausprobieren … einander zuhören, ja, ja, ja und immer wieder und noch einmal!

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

eins × drei =