Wie kann Schreiben mit der inneren Stimme verbinden? Wie kann ich mich schreibend mit dem eigenen Unbewussten wie auch mit dem kollektiven Unbewussten verbinden? Diese Fragen treiben mich seit Jahrzehnten um, in meinen Tagebüchern wie in meinen Workshops.

Im Klappentext ihres neuen Buches „Inspiriertes Schreiben“ warnt France Gauthier: „Vorsicht! Wer sich dem inspirierten Schreiben widmet, kann süchtig werden, aus blanker Freude und endlosem Staunen!“ Da ich den Suchtfaktor des Schreibens kenne, machte mich dieses Zitat natürlich neugierig auf das frisch aus dem Französischen übersetzte Buch der kanadischen Bestseller-Autorin und Schreibworkshop-Leiterin. Seit 2010 gibt sie ihre Methode des inspirierten Schreibens in Workshops, v.a. in Quebec und Frankreich weiter.

Gleich zu Beginn des ästhetisch ansprechend gestalteten Ratgebers schreibt sie: ”Ich könnte die von mir verwendete Technik in einem Satz zusammenfassen: Hinsetzen, Heft aufschlagen, schreiben!“ Denn: Nicht der überaktive Denkapparat schreibt beim inspirierten Schreiben, sondern wir öffnen uns einer höheren Schwingungsebene. Wozu also noch das ganze Buch lesen?

Auf gut 100 Seiten erzählt die Autorin, wie sie zum inspirierten Schreiben kam, wie es ihr Leben verändert hat, weil ein Großteil ihrer „Vorträge, Bücher, Liebesbeziehungen und sonstige Projekte aller Art“ beim inspirierten Schreiben entstanden sind. Denn: „Wir alle sind mit derselben Quelle des universellen Wissens verbunden, es reicht, unsere Antennen  auszufahren. Inspiriertes Schreiben ist Weiterentwicklung! Der Meister des eigenen Selbst beginnt aufzutauchen.“

Das Buch liest sich wie ein Vortrag. Sympathisch, dass France Gaultier ihre Skepsis und Zweifel auf ihrem Weg des inspirierten Schreibens teilt: ”Ich habe oft keine Ahnung, woher das stammt, was ich im Moment in der Inspiration empfange: Sind es ein oder mehrere Führer oder Meister, mein Unterbewusstsein, ein Aspekt des kollektiven Bewusstseins oder Gott selbst, die da zu mir sprechen? Manchmal habe ich den Eindruck, ich hatte einen Joint zu viel. Ich habe keinen blassen Schimmer.“

Dass das Buch nicht als spirituelles Memoir, sondern als Ratgeber verkauft wird, hat mich beim Lesen irritiert, denn über zwei Drittel des Buches erzählt Gauthier von ihrer Reise mit dem inspirierten Schreiben. Das auf der Titelseite angekündigte 5-Tages-Übungs-Programm wird auf knapp 15 Seiten abgehandelt. Aber so sehr mich dieses Buch auch irritiert hat, es hat mich auch inspiriert. Zuerst hat es mich daran erinnert, dass ich diese Art des Schreibens in den 90er Jahren gerne in meinen Tagebüchern genutzt habe, damals inspiriert von Barbara Brennans Konzept des geführten Schreibens. Und es hat mich daran erinnert, dass ich die Rohtexte zu meinem Roman, der in den 90er Jahren spielt, wieder aus der Schublade hole. Und es hat mich inspiriert, zwei andere Bücher genauer anzuschauen, die auf meinem to-read-Stapel liegen und davon berichten, wie wir Schreiben als spirituelle Praxis nutzen können: „Writing to awaken“ von Mark Matousek und „The journey from the center to the page“ von Jeff Davies.

Also: Mission gelungen, France Gauthier! Danke für die Inspiration!

France Gauthier
Inspiriertes Schreiben. Selbsterkenntnis, inneres Wachstum und harmonische (Neu-) Orientierung
Mankau Verlag, 2019

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