Bei jedem Umzug wundere ich mich von neuem, wie ich es geschafft habe, dass schon wieder 40 Bananenkisten mit Büchern voll werden. Dabei habe ich doch einige meiner Sammlungen aufgelöst: die Fantasy-Bücher habe ich in den Bücherschrank getragen, die Indien-Bücher hat eine liebe Freundin abgeholt, die Astrologie-Bücher fanden auch ihre Abnehmer, die Schreibbücher sind in einer Bibliothek gelandet, ebenso eine ganze Sammlung von psychologischen Grundlagenwerken … Ich habe all die  ungelesenen Romane in den Bücherschrank getragen, wenn mich das Buch auch nach zehn Seiten noch nicht mitgerissen hat. Der to read Stapel ist somit auf nur mehr einen Regalmeter reduziert. Aber meine eigenen Publikationen werden immer mehr, und die Belegexemplare dazu. Meine Tagebücher füllen mittlerweile auch sieben Bananenkisten.

Tut es nicht weh, Bücher herzugeben?

Zwischendurch reflektiere ich mein Verhältnis zu Bücherwänden: Als Tochter eines Bibliothekars bedeuten gut gefüllte Bücherregale, am liebsten über die ganze Wand, vom Boden bis zur Decke, nach Genres und Themen alphabetisch sortiert, höchstes Glück, Sicherheit und ein Gefühl von Heimat. Interessanterweise sind meine Bücher mittlerweile aber nicht mehr Teile von mir selbst, die ich niemals weggeben könnte ohne ein Gefühl von Amputation. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Ich vertraue darauf, dass ich, falls ich ein Buch vermisse, es in einer Bibliothek wiederfinde, falls ich was nachschlagen möchte. Romane kann ich schon ganz gut loslassen, da ich keinen Roman ein zweites Mal lese.

Good old friends
Viele Bücher sind good old friends: Begleiter, die ich seit Jahrzehnten von Umzug zu Umzug mitschleppe, wie Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums (auch brauchbar für Latein-Übersetzungen). C.G. Jungs Gesamtwerk, das ich zur Matura bekam oder „Das Jahr der Heiligen“, in dem zu jedem Tag des Jahres eine blutrünstige christliche Märtyrergeschichte zu finden ist, mit allen grausigen Details. Und dann sind da Romane, bei denen ich nicht abwarten konnte, bis sie in der Bücherei zu haben waren, wie die Drachenschiff-Serie von Robin Hobb oder amerikanische Taschenbücher, die ich gebraucht gekauft habe, weil ich nicht auf die Übersetzungen ins Deutsche warten konnte. Tonnenweise Memoirs. Und natürlich Fachbücher, zu den Themen Traum, Collage und Schreibdidaktik.

Derzeit genieße ich es, dass die meisten Bücher schon in Kisten verpackt sind und die Regale leerer werden. Irgendwie auch schräg, wenn mich nicht so viele Bücher anstarren wie sonst. Ein ungewohntes Gefühl von Leichtigkeit – zumindest bis zum Tag des Kistenschleppens 🙂

Welche Bücher schleppst du von Umzug zu Umzug mit? Und wie schaffst du es, Bücher loszulassen?

 

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