ruhez300

Schreibst du gerne im Cafe, wenn das Stimmengewirr um dich herum tost? Schreibst du gerne mit lauter Musik oder Fernseherberieselung im Hintergrund? Oder gehörst du zu den Menschen, die Ruhe brauchen, um sich ins Schreiben vertiefen zu können? Schreibst du gerne im Ruhebereich der Bahn oder in einem als Flüsterzone gekennzeichneten Bibliotheks-Lesesaal?

Für mich ist so ein Piktogramm wie oben abgebildet verheißungsvoll. Meine lärmgeplagte Seele, mein durch den allgegenwärtigen Stadtlärm überreiztes Nervensystem darf an einem öffentlichen Ort in die Stille eintauchen, die ich für konzentriertes Lesen und Schreiben oft brauche. Der Lesesaal der Nationalbibliothek ist so ein wunderbarer Ort, an dem nur das Zischen der Klimaanlage, das Klicken von Laptoptastaturen und das Rascheln von Papier zu hören ist… Oder mein Lieblingsspringbrunnen, dessen Rauschen den Stadtlärm schluckt und mir so einen Raum der Konzentration eröffnet.

Ich fahre oft mit der Bahn, das ist für mich neben der notwendigen Fortbewegung zeitlich schön gerahmte Schreibzeit. Wie wunderbar: in der Bahn gibt es Waggons, die als Ruhebereiche ausgeschildert sind. Hurra, hier kann ich lesen und schreiben… Und ich glaube daran, dass Menschen von sich aus zivilisatorische Mindeststandards einhalten, ohne dass Strafen notwendig wären… Dieser Glaube wird aber öfter von meinen Mitreisenden erschüttert, von denen manche eben nicht über dieses Mindestmaß an sozialer Kompetenz verfügen. 🙁 Leider gibt es in der Bahn, anders als in Spitälern, Arztpraxen und Bibliotheken, wo Ruhe herrschen muss, allzuoft Reisende, die die Ruhebereichs-Schilder entweder nicht wahrnehmen oder schlichtweg ignorieren. Ruhebereich? Bitte nicht telefonieren? Und das im öffentlichen Raum? Welch unannehmbare Einschränkung der Freiheit des Individuums, des persönlichen Rechts, vor aller Welt in unüberhörbarer Lautstärke sein Privatleben telefonierend auszubreiten! Und als stillerer Zeitgenosse bleibt mir dann wohl das Recht, immer und überall Ohropax oder Schallschutzkopfhörer zu tragen? Auch in der Flüsterzone? 🙁

 

 

 

2 Kommentare
  1. Michael sagte:

    Das Piktogramm ist leider viel zu unauffällig und geht in all den Weiß-auf-Blau-Schildern der ÖBB unter. Ich glaube, den meisten ist es gar nicht bewusst, dass es diese Ruhewagen gibt. Man müsste es in „schreienden“ (hehe, welch ein Paradoxon!) Farben anbringen 🙂

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  2. bschreiberin sagte:

    Hat dies auf bremerschreibstudio rebloggt und kommentierte:
    Heute reblogge ich für Euch einen Beitrag von Johanna Vedral, Schreibpsychologin und Dozentin am Writers‘ Studio in Wien, die sich mit dem passenden Raum fürs Schreiben beschäftigt. Das ist natürlich sehr individuell – während Johanna Vedral Stille bevorzugt, schreiben andere inspiriert mit Musik, wieder andere – so wie ich – mögen Cafés und Bibliotheken sehr. Das Gefühl, in Gesellschaft und im alltäglichen Leben verankert zu sein, während ich mich mit dem Geist ins Schreiben und eine andere Welt versenke, gefällt mir so gut, dass ich den Geräuschpegel ausblenden oder positiv bewerten kann. Etwa dann, wenn mir die Gespräche am Nebentisch mal wieder spannende Schreibanregungen und Grund für Spekulationen bieten …
    Wie ist es bei Euch? Seid Ihr Stillschreiber, Bahnschreiber, Caféschreiber, Schreibtisch-Schreiber? Welche Umgebung tut Euch gut?
    Schöne Schreibzeiten – wo immer Ihr seid. Eure Birgit

    Antworten

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