Beim Schreiben über Erlebtes hilft mir, den richtigen Ton zu zu finden, wenn ich dabei die Musik höre, die ich damals rauf und runter gehört habe. Der Soundtrack meiner Jugend findet sich dementsprechend auch in „Freiheit, du wildes Tier“. Dank der Rezension von Birgit Schreiber habe ich auch endlich eine Formulierung gefunden, die die Liebesgeschichte in meinem Buch mit musikalischem Vokabular charakterisiert: eine Liebesgeschichte in Moll.

Sie nennt sich Eva in ihrem Roman, der eigentlich keiner ist. Ich kenne sie als Johanna, seit wir 2012 zusammen in einem Memoir-Kurs am writers‘ studio begannen, unsere traumatischen Kindheitserlebnisse zu vertonen. Manche ihrer Texte klangen so traurig wie argentinischer Tango, andere Passagen schlugen ein wie Heavy Metal auf volle Lautstärke gedreht. Dann begann Johanna auf der Klaviatur des Schreibens und Überarbeitens zu spielen: „… mit den Titeln, der Chronologie, der Reihenfolge der Szenen, mit Rückblenden und Zeitraffern, mit Story Lines …“. Ein magische, kreative Phase begann, in der sich eine unzumutbare Kindheit in eine Liebesgeschichte verwandelte, wenn auch eine Geschichte in Moll. In ihrem Buch heißt Evas Liebe „Arian“ und er lobt sie am Ende des Buches für ihre neu gewonnene Freiheit: „Du kannst so stolz auf Dich sein, Eva! … Du bist so stark! Du hast die Todesverliebtheit hinter dir gelassen, hast dich nicht unterkriegen, nicht zerbrechen lassen. Du bist mehr als eine Überlebende, du hast Haltung entwickelt.“ Es ist dieser unbändige Wille zu kämpfen, für das Leben, die Freiheit und das Glück, der aus jeder Zeile des Romans zu den Leserinnen spricht. Vedral gelang das mit einer Neu-Komposition von Text und Leben in der sie eine Kindheitskatastrophe zu einem literarischen Ende bringt. Und so lese ich ihren Buchtitel als Aufforderung, es auch in unseren Leben nicht beim Leiden bewenden zu lassen, sondern uns neu zu erfinden: „Freiheit, Du wildes Tier“.

Rezension: Birgit Schreiber
Collage: Johanna Vedral

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